Victoria Heuschele, M.A.

Kontakt

Eberhard Karls Universität Tübingen

Institut für Erziehungswissenschaft |Abteilung Sozialpädagogik |
GRK Doing Transitions

Münzgasse 30
72070 Tübingen
07071-2976732

victoria.heuschele(at)graduiertenkolleg.uni-tuebingen.de

Victoria Heuschele war von 01/2020 bis 08/2023 als Kollegiatin der 2. Kohorte des Graduiertenkollegs Doing Transitions wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen. Zuvor studierte sie an der Hochschule Esslingen im Bachelor Soziale Arbeit und darauf aufbauend den Master Forschung und Entwicklung in der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit in Tübingen. Parallel zu ihren beiden Studienphasen war sie u. a. als Honorarkraft im Beruflichen Ausbildungszentrum Esslingen (BAZ) in der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen (Projekt MOVE) sowie beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg in der Betreuung und Begleitung von Freiwilligen angestellt. Ehrenamtlich war sie als langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin in der evangelischen Jugendarbeit des Evangelischen Jugendwerks Württemberg tätig. Zusätzlich zu ihrer wissenschaftlichen Qualifikationsphase der Promotion arbeitete sie außerdem als ehrenamtliche Klinikseelsorgerin sowie ehrenamtliche Bewährungshelferin in Tübingen. Seit 11/2023 ist Victoria Heuschele als Sozialarbeiterin im Projekt „HoMe – Hilfen für ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen“ bei der AWO Reutlingen beschäftigt.

Hafterfahrungen von Frauen im Spiegel ihrer Biografien

Ausgehend von ihren Erfahrungen als Forschungsstudierende im Rahmen des Graduiertenkollegs ‚Doing Transitions‘ und ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Bewährungshelferin entstand das Promotionsvorhaben mit dem Titel „Hafterfahrungen von Frauen im Spiegel ihrer Biografien – Eine rekonstruktive Studie zu Ein- und Ausschluss im Kontext des Strafvollzugs zwischen institutioneller Rahmung und biografischem Eigensinn“.

Die Auseinandersetzung mit der Verarbeitung einer Inhaftierung weist eine Relevanz für die Betrachtung der Bewältigung von institutionellen Übergängen auf. Wie die jeweiligen Übergänge sowohl in als auch aus Haft erlebt werden, hängt eng mit dem Alltag und den gemachten Erfahrungen in Haft zusammen, so die Ausgangsüberlegung. Somit können der Ein- und der Austritt aus Hilfe- und Unterstützungsangeboten bzw. Einrichtungen der Kontrolle und Behandlung nicht losgelöst von den jeweils spezifischen institutionellen Settings betrachtet werden, in und aus denen diese stattfinden.

Ausgehend von diesen ersten Überlegungen untersucht die durchgeführte rekonstruktive Studie die Erfahrungen des Freiheitsentzugs von Frauen im Kontext des Strafvollzugs unter Berücksichtigung ihrer biografischen Lebenszusammenhänge. Die übergeordnete Forschungsfrage zielt darauf ab zu verstehen, wie die Erfahrung des Freiheitsentzugs retrospektiv im Lichte biografischer Erfahrungen von hafterfahrenen Frauen interpretiert, verarbeitet und bewertet wird.

Als zentraler theoretischer Bezugspunkt dient Biografie als Rahmenkonzept, welches die individuellen Lebensgeschichten von straffällig gewordenen Frauen ins Zentrum rückt und zum zentralen Analysefeld bestimmt. Durch die Anwendung narrativer Erhebungs- und Analysemethoden werden narrative Selbstdarstellungen von hafterfahrenen Frauen schließlich untersucht, um die Wechselwirkungen zwischen ihren biografischen Erfahrungen und ihrer Haftzeit zu beleuchten. Die Ergebnisse zeigen dabei komplexe Dynamiken auf, in denen institutionelle Rahmungen und individuelle Lebensverläufe miteinander verwoben sind. Die Erfahrung von Inhaftierung wird dabei nicht isoliert als biografisches Krisenereignis untersucht, sondern erst im Kontext der gesamten Biografie der Frauen in ihrem Bedeutungsgehalt kontextualisiert und in ihrer Bedeutung für die Biografinnen entschlüsselt.

Die Erkenntnisse dieser Studie tragen damit nicht nur zum Verständnis der Erfahrungen von hafterfahrenen Frauen und ihren Lebenslagen im Kontext des Strafvollzugs bei, sondern bieten auch Einblicke in die Bedeutung biografischer Erfahrungen für die Interpretation, Bewertung und Bewältigung von auf den ersten Blick besonders machtvolle Interventionen in Biografien. Die Ergebnisse der empirischen Studie können dazu beitragen, die Strafvollzugspolitik und -praxis sowie insbesondere sozialpädagogische Fachkräfte, die mit straffällig gewordenen und hafterfahrenen Frauen in Kontakt kommen, auf die Bedürfnisse und Herausforderungen in der Arbeit mit diesem kleinen Personenkreises besser abzustimmen.

Das Promotionsprojekt reiht sich damit schwerpunktmäßig in eine erziehungswissenschaftliche Biografieforschung im Kontext von Geschlecht, Devianz und Strafvollzug ein und trägt damit zur Etablierung eines Themengebietes bei, das bisher – wenn überhaupt – Gegenstand einer kriminologisch dominierten Auseinandersetzung ist.

Schwerpunkte in Forschung und Praxis

  • Soziale Arbeit mit Randgruppen (schwerpunktmäßig Menschen in Wohnungsnot und straffällig gewordene Menschen)
  • Soziale Arbeit im justiznahen Feld und in Zwangskontexten
  • Reflexive Übergangsforschung
  • Biografieforschung
  • Qualitative Forschungsmethoden (insbesondere narrative Erhebungs- und Auswertungsmethoden)

Vorträge

  • Heuschele, V. (2023): Becoming an ‘Ex’-Offender – Biographical perspectives on women ́s experiences of imprisonment and reentry. Vortrag bei der Konferenz des DFG-Graduiertenkollegs Doing Transitions: Doing Transitions. Relational perspectives on the life course, 11. Mai, Frankfurt am Main.
  • Heuschele, V. (2020): Leaving Prison. Perspectives of female inmates in the context of their release from prison. Posterpräsentation auf der internationalen Konferenz „Doing Transitions in the Life Course“, Eberhard Karls Universität Tübingen, 17.-19. Februar 2020, Tübingen.

Lehrveranstaltungen

  • „Theoretische Grundlagen Sozialer Arbeit – Konkretisierung & Veranschaulichung durch exemplarische Betrachtung einzelner Arbeitsfelder & Institutionen Sozialer Arbeit“ (Modul 2404: Einführung in Disziplin und Profession Sozialer Arbeit, 3 SWS), Seminar an der Hochschule Esslingen (SoSe 24).
  • „Übergänge im Lebenslauf“ (Modul: Vertiefung im Bereich Theoriebildung und Multiperspektivität, 3 SWS), Seminar an der Hochschule Esslingen (WS 20/21 & WS 21/23).
  • „Die Narrationsanalyse“ – einzelne Sitzungen im Seminar „Fortgeschrittene Verfahren der qualitativen Datenanalyse“ von Prof. Dr. Petra Bauer, SoSe 21, SoSe 22, SoSe 23).
  • Haftentlassung als biografischer Übergang – Beitrag im Seminar „Übergänge im Lebenslauf“ von Prof. Dr. Barbara Stauber, SoSe20.

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